Dieses Blog durchsuchen

Meine Therapie

In der neuro-onkologischen Tumorkonferenz wurde empfohlen, dass ich zuerst eine Bestrahlung und im Anschluss daran eine Chemotherapie (PCV-Schema) machen soll. Der Hausarzt erklärte mir, dass dies zur "Absicherung" der OP gesehen werden soll, damit auch alles an Tumorzellen vernichtet wird.

Also machte ich mich mit der Materie vertraut, war bereit für diese Maßnahmen und absolvierte tapfer die Bestrahlung.

30 Masken-Bestrahlungen (6 Wochen lang, jeden Tag).
5 x wöchentlich 2 Gy, Gesamtdosis von 60 Gy (Einheit für die Strahlen).

Entgegen aller Erwartungen ging es mir sehr gut. Fast nach jeder Bestrahlung bin ich im Wald spazieren gegangen, mindestens 1/2 - 3/4 Std., manchmal auch mehr - hier war von Vorteil, dass ich einen Hund habe, der gerne marschiert.

Ich war anfänglich lediglich etwas müde nach der Bestrahlung, was sich dann auch im Alltag fortsetzte. Ich wurde für meine Begriffe faul und lustlos, was aber auch mit Sicherheit "Kopfsache" war. Die Gedanken kreisen trotzdem um den Tumor und auch um das Wenn und Aber. Körperliche Probleme hatte ich aber keine.

Mein großes Problem war die Realisierung und der Umgang mit der Diagnose. Einerseits fühlte ich mich wie immer, aber hey ... ich habe Krebs. Das war ganz schwierig für mich damit "verantwortungsbewusst" umzugehen. Ich sah in den Spiegel, alles war da wo es sein muss, ich sah nicht anders aus, fühlte mich zudem auch noch relativ gut, aber da war was im Kopf, was da nicht hingehörte und wohlmöglich nichts Gutes verheißt. Dieser Zustand änderte sich auch erst während der Bestrahlung, als an den Strahlungspunkten die ersten Haare ausfielen, da begann die Phase, wo ich mich auch krank fühlte. Erst ab da an realisierte ich.

Kurze Zeit war ich am überlegen, ob ich alles abrasiere, habe mich dann aber dagegen entschieden und trug aushäusig Basecap. Da ich nur verlängerte kahle "Geheimratsecken" hatte, der Rest meines Haares aber völlig intakt war, konnte ich diese mit der Mütze gut verstecken.



Kurz vor Ende der Bestrahlung kam das Info-Gespräch mit dem Onkologen für die bevorstehende Chemotherapie, die fast nahtlos folgen sollte. Das Gespräch fand an einem Freitagnachmittag statt. Nach diesem Gespräch war unser Wochenende gelaufen, es war sehr still bei uns zu Hause, eine erdrückende Stimmung, das Gefühl, die Last der ganzen Welt auf den Schultern zu haben und davon erdrückt zu werden. Uns beiden ging es gleichermaßen schlecht. Keiner sagte etwas. Wir mussten die Infos erst einmal "sacken lassen".

Der Onkologe ist vorab verpflichtet - was ich ihm gegenzeichnen musste - über den Ablauf der Chemo aufzuklären, aber auch auf mögliche zu erwartende Nebeneffekte hinzuweisen:
  • Die Chemodauer für das PCV-Schema war mit einem 3/4 Jahr angegeben (6 Zyklen). Aber auch nur, wenn gewisse Blutwerte währenddessen nicht abgleiten. Wovon man ja nicht unbedingt ausgehen kann bei solch einem "Cocktail". Aber hey, wenn es denn hilft. Ich war zu dieem Zeitpunkt bereit das durchzuziehen - eine andere Chance ... so glaubte ich ... hatte ich ja nicht.
  • Fast ein Jahr, wenn alles gut geht. Das heißt aber auch, ein knappes Jahr vom Immunsystem fast auf Null gefahren zu werden, infektanfällig zu werden, sich höchstwahrscheinlich die meiste Zeit schlecht zu führen. Da fällt es schwer, zu glauben, dass man sich in so einer Phase motivieren kann.
  • Dann die Tatsache, dass ich möglicherweise - wenn auch in geringen Prozentzahlen - andere Erkrankungen davontragen kann, wie z. B. Lungenfibrose. Schrecklicher Gedanke!
  • Und das i-Tüpfelchen war dann die Info, dass diese Chemo keine Garantie geben kann, dass der Tumor nicht mehr wiederkommt.
  • Das Absurdeste daran aber ist, dass nach dieser Chemo die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, später an einem anderen Krebs zu erkranken.
Das war einfach zu viel. Wir hatten so viel Hoffnung, die mit dem Info-Gespräch des Onkologen zunichte gemacht wurde. Unabhängig voneinander hatten meine Frau und ich die gleichen Gedanken. KEINE Chemo!
Und warum? Weil es mir bis dahin körperlich gut ging. Okay, psychisch hatte auch ich meine Hänger, aber ich konnte meine Ängste und alles andere immer mit meiner Frau kommunizieren. Hatte sogar zeitweise über psychotherapeutische Unterstützung nachgedacht. Diesen "guten" Zustand wollte auf keinen Fall aufgeben. Ich wollte mich weiterhin gut fühlen dürfen.
 
***

Und so kam, was wahrscheinlich kommen musste, dass ich mich in die Hände einer Heilpraktikerin begab, nachdem ich mich mittlerweile in die andere und für mich einzigste Richtung bewegte und Informationen aufsaugte übers Internet - nämlich in die alternative Richtung.

Das alles kommt nicht von ungefähr, die Heilpraktikerin ist eine ehemalige Kollegin, Bekannte und mittlerweile sehr gute Freundin meiner Frau. Und ... ich hatte nach der Chemo-Info-Keule m.E. nichts mehr zu verlieren.

So ließ ich mich nach und nach immer mehr darauf ein. Mittlerweile - und entgegen meiner bisherigen anti-naturheilpraktischen Einstellung - freue ich mich auf den Besuch bei der Heilpraktikerin, weil wir total auf einer Ebene sind, uns produktiv austauschen und ich immer gut gelaunt, gut informiert und zufrieden die Praxis verlasse. Meine Einstellung zur alternativen Therapie, Naturheilkunde etc. hat sich total gewandelt.

Die Therapie besteht aus hochdosierter Vitamin-C-Infusionskur, danach in Tablettenform reduziert weiter, Enzymen, Selen, Vitamin D3 (labortechnisch hatte ich einen schweren Mangel). Zurzeit mache ich eine Art Eigenblutbehandlung bzw. Blutwäsche (H.O.T.). Meinem zuvor abgenommenem Blut wird Sauerstoff zugeführt, dies wird währenddessen mit UV-Licht bestrahlt. Sinn und Zweck des Ganzen: In unseren Zellen befinden sich Zellkraftwerke, die sogenannten Mitochondrien. Diese produzieren u.a. aus Zucker und Sauerstoff die Energie für unseren Körper. Fehlt jedoch Sauerstoff in unseren Zellen, so produzieren sie zur Energiegewinnung einen Stoffwechsel, den man Gärung nennt. Im Stoffwechsel der Zellen führt der Sauerstoffmangel (also die nun vorhandene Gärung) dazu, dass sich die Zellen „ungeordnet“ teilen (mutieren), sie wandeln sich in Krebszellen um.

Diese Medizin-Wandlung, die ich vollzogen habe, führte letztendlich auch dazu, dass ich mich "bewusster" ernähre. Dazu aber mehr Infos auf der Seite "Umdenken".

Was die alternative Therapie langfristig für mich bringt, weiß ich natürlich jetzt noch nicht.

Aber eins weiß ich definitiv heute schon: Nach der Krebsdiagnose, nach der Tumor-OP am Gehirn, nach der Bestrahlung geht es mir gut, ich fühle mich gut, ich fühle mich wie immer, ich fühle mich sogar gesund. Und das ist der größte Gewinn, den ich bis jetzt verzeichnen konnte. Und die Haare sind alle wieder nachgewachsen (4 1/2 Monate nach Bestrahlungsende).